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Das wundersame Leben von Fuchs und Schlange: Kapitel 9

Lucy saß in dem großen Ohrensessel im Wohnzimmer. Auf dem kleinen Tisch vor ihr lag der Grundriss des Gefängnisses. Wo genau Ben ihn her hatte, hielt er vor ihr geheim, aber sie vermutete, dass er mit einem ehemaligen Gefangenen gesprochen hatte. Lucy dachte nach. Wo könnten sie Fuchs und Schlange gefangen halten? Die Tür wurde geöffnet, doch Lucy ignorierte es. „Wie geht es mit dem Plan voran?“, fragte die Person die das Zimmer betreten hatte. Lucy drehte den Kopf und schaute in Penelopes grüne Augen. „Schön dass du da bist. Hat Ben dir alles erzählt?“ Penelope nickte. „Und der Plan?“, wiederholte Penelope ihre Frage. Lucy schüttelte den Kopf. „Solange ich nicht weiß in welcher Zelle sie sind, kann ich nichts tun.“ Penelope lächelte sie geheimnisvoll an. „Was wäre wenn ich dir sagen würde wo sie sind?“ Lucy sah sie erstaunt an. „Woher weißt du...?“, stotterte sie. „Ich habe sie heute besucht. Sie leben gemeinsam in Zelle 36 des neunten Ganges im Hauptgebäude.“, entgegnete Penelope. „Wie geht es ihnen?“, fragte Lucy hastig. Penelope schwieg. Lucy erstarrte. Hatte sie etwa umsonst überlebt? Waren Fuchs' Bemühungen für nichts? Hatte sein Mut, Lucy die Wahrheit zu sagen etwa keinerlei Bedeutung mehr? Tränen stiegen ihr in die Augen. „Dann war alles umsonst...“, flüsterte sie. „Er ist am Leben, doch seine Zeit läuft sehr schnell ab. Er kann kaum noch laufen.“, erklärte Penelope. „Wie soll er dann fliehen?“, fragte Lucy. „Ich werde ihn tragen“, meldete sich Ben, der unbemerkt das Zimmer betreten hatte. „Schaffst du das denn auch?“, fragte Penelope und Ben nickte. „Und was ist mit Fuchs?“, fragte Lucy. „Er vermisst dich sehr und hofft dass du ihn bald besuchen kommst. Er macht sich große Sorgen um Schlange und macht sich Vorwürfe, weil er das Portal gebaut hat. Er ist gesund und ihm geht es, abgesehen von seinem seelischen Zustand, recht gut.“, berichtete Penelope. „Wie meinst du das seelischer Zustand?“,fragte Lucy. Penelope sah Ben an. Lucy bemerkte die Besorgnis in ihren Augen, die sie vor ihr verstecken versuchte. Ben nickte Penelope kaum merklich zu. „Er hat versucht sich nichts anmerken zu lassen, aber ich habe ihn durchschaut.“ „Was hat er?“ „Ich fürchte er steht kurz vor einem Anfall.“ „Warum?“, fragte Lucy. „Er macht sich viele Sorgen um dich und Schlange; und er hat große Angst. Anscheinend ist das der Auslöser.“ Lucy ließ sich wieder in den Sessel fallen. Ihr ganzer Körper zitterte. „Meinst du, er wird sterben?“, flüsterte sie. „Nur wenn er nicht rechtzeitig in seine Zeit zurückkommt.“, entgegnete Ben. „Ich meinte nicht Schlange, sondern Fuchs. Er sagte seine Anfälle seien immer sehr schlimm.“ Stille. „Wird Fuchs sterben oder nicht?!“, fragte Lucy lauter. Wieder Stille. Lucy sah Penelope lange an. In ihrem Blick lag so viel Kummer und Sorge, so viel Schuldbewusstsein. Hatte sie etwa Fuchs und Schlange verraten? Nein, das ist nicht möglich. Hätte sie die beiden verraten, würde sie uns dann noch helfen? Ich denke nicht, aber... Das Klingel des Telefons riss sie aus ihren Gedanken. Irgendwie war sie dankbar dafür. Es gefiel ihr nicht, dass Penelope ihren Vater verraten haben könnte. Ben hatte den Raum verlassen und das Telefon abgenommen. Nun betrat er das Wohnzimmer wieder. „Wer war das?“, fragte Penelope. „Das Krankenhaus.“ „Soll ich zurück kommen?“, fragte Lucy. Ben schüttelte den Kopf. „Es geht um Schlange.“

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